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der neue Film von Hüseyin Akin: «Spuren im Schnee»

«Spuren im Schnee»: Ein Film begleitet ein Projekt

«Spuren im Schnee», der neue Film von Hüseyin Akin passt zur aktuellen Diskussion über Sinn und Unsinn von Erlebnispädagogik, aber auch zu den Bemühungen um Gewaltprävention bei Jugendlichen.

Es brauche gewisse Anstrengungen, dass «wir uns über die Kulturgrenzen hinweg verstehen», sagte Justizdirektor Hans Martin Tschudi kürzlich an der Premiere von «Spuren im Schnee» im Saal St. Joseph. Dies vor allem in Quartieren, in denen der Anteil ausländischer Kinder und Jugendlicher viel grösser ist als die Zahl der Schweizer Jugendlichen. Diese Tatsache drücke möglicherweise das Leistungsniveau, erhöhe allenfalls jedoch die sozialen Kompetenzen: Gelernt wird, wie Menschen verschiedener Kulturen zusammenleben, sich gegenseitig akzeptieren und ihre Eigenheiten vielleicht gar verstehen können. Denn wer nicht versteht, fühlt sich schnell einmal ohnmächtig. Und das Gefühl von Ohnmacht kurbelt die Gewaltspirale an.
Um solche Entwicklungen zu verhindern beziehungsweise einzudämmen, setzen die Bemühungen der Abteilung Jugend, Familie und Prävention (AJFP) des Justizdepartements ein. Zu den speziellen Programmen, die für multikulturelle Klassenbiotope vorgesehen sind, gehören gemeinsame Unternehmungen, die über die übliche Schulreisen hinausgehen. Beispielsweise eine Woche Aufenthalt in einem nur sehr bescheiden ausgerüsteten Lagerhaus im Muotatal, wo es keinen Strom gibt und die Milch und das Brot jeweils morgens beim nächstgelegenen Bauern geholt werden muss: Eine Expedition, die von einem Sozialpädagogen und einem Bergführer begleitet wird.
Erlebnispädagogik heisst diese seit Goumois stark ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückte Form der Auseinandersetzung in natürlicher Umgebung, die vor allem eines zum Ziel hat: Den Jugendlichen das Gefühl zu vermitteln, dass es gemeinsam besser geht, ja, dass gemeinsam gar etwas Ausserordentliches erreicht werden kann – dies ausserhalb von Unterhaltungselektronik und SMS-Kommunikationsunkultur. Mehr noch: Erprobt werden in Freiräumen ausserhalb der Schule demokratische Formen des Zusammenlebens; erlebt wird, was körperlicher Einsatz bedeutet und wie mit allfälligen Frustrationen konstruktiv umgegangen werden kann.
Der Dokumentarfilmer Hüseyin Akin begleitete die in die Gewaltprävention einzureihende Expedition der Klasse 3b der OS Dreirosen – der erste Teil eines insgesamt dreiteiligen Filmprojektes. Hüseyin (vgl. BaZ vom 9. 6.) zeigt in seinem Film «Spuren im Schnee» nicht ohne Humor auf, wie Vorsätze und deren Umsetzung sich bisweilen derart reiben, dass es sowohl von den Lehrkräften, den Sozialpädagogen, aber auch von den Jugendlichen grosser Anstrengungen bedarf, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
Es ist eine Qualität von Akins Film, dass er dies direkt, mit einfachen Mitteln und ohne grossen theoretischen Überbau, vermittelt – in einer Mischform von Interviews und Szenen aus dem real existierenden Schul- beziehungsweise Expeditonsalltag. Der Film dient anderen Schulklassen als Diskussionsplattform für Gespräche über gegenseitige Akzeptanz, über Gewalt und deren Vermeidung. Moderierte Veranstaltungen, wie sie für Schülerinnen und Schüler stattfanden, können das direkte Erlebnis zwar nicht ersetzen, setzen jedoch eine gewisse Denkarbeit in Bewegung: Spuren im Schnee und im Kopf. Christian Fink
Der Film «Spuren im Schnee» ist heute um 20 Uhr im Saal St. Joseph, Markgräflerstrasse 14 öffentlich zu sehen.

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