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Hüseyin Akin: «Wer seine Heimat verliert, verliert alles»

Der neue Dokumentarfilm von Hüseyin Akin, «pura vida – Kinder der Finca Sonador», schildert das Leben der zweiten Generation auf der Finca Sonador, einer von Longo Mai gegründeten Flüchtlingskooperative in Costa Rica.

«Wer seine Heimat verliert, verliert alles»

Der neue Dokumentarfilm von Hüseyin Akin, «pura vida – Kinder der Finca Sonador», schildert das Leben der zweiten Generation auf der Finca Sonador, einer von Longo Mai gegründeten Flüchtlingskooperative in Costa Rica. Seit Jahren beschäftigt sich der in Basel lebende Regisseur mit der Frage der Integration und des Zusammenlebens von ausländischen und einheimischen Kindern und Jugendlichen.

BaZ: Wie ist es zu diesem Filmprojekt gekommen?

Hüseyin Akin: Ich befasse mich bereits seit vielen Jahren mit dem Thema Integration – vor allem mit der Integration von Flüchtlingen in der Schweiz. Durch dieses Projekt konnte ich erleben und aufzeigen, wie diese Frage an einem ganz anderen Ort der Welt, unter anderen Bedingungen und Voraussetzungen, angegangen wird. Der Film sollte eine Plattform für die zweite Generation der Flüchtlinge sein und zeigt ihre Wünsche und Zukunftsvisionen.

Welches sind die auffälligsten Integrationsunterschiede zwischen der Finca Sonador und der Schweiz?

Auf den rund 780 Hektaren Land der Finca Sonador leben rund 60 Familien. Viele von ihnen sind während des Bürgerkriegs zwischen 1993 und 2000 aus ihrer Heimat El Salvador geflüchtet. Anders als bei zahlreichen Ausländern in der Schweiz blieben ihnen im Gastland Mentalität, Sprache und Esskultur erhalten. Das macht sicher vieles einfacher und ist für mich ein zentraler Unterschied. Ein Sprichwort aus dem Kaukasus, meiner Heimat, lautet: «Wer seine Heimat verliert, verliert alles.»

Was können wir in der Schweiz von der Finca Sonador lernen?

Beeindruckend ist die Offenheit, die Fremden dort entgegengebracht wird: Wenn ein Ausländer eine Bar betritt, wird er gefragt, wie er heisst und woher er kommt. Schliesslich ist er Gast hier und das Land somit Gastgeber. In der Schweiz ist es umgekehrt: Wer hier als Fremder eine Dorfbeiz betritt, wird selten angesprochen und muss sich zuerst seinen Platz erkämpfen. Das erschwert die Kommunikation enorm und damit auch die Integration. Weiter ist es wichtig, dass wir so gut als möglich versuchen, dass es gar nicht erst zum Verlust von Heimat kommt, sondern Krisengebiete vor Ort unterstützt werden.

Wie haben die Bewohnerinnen und Bewohner der Finca Sonador auf das Filmprojekt reagiert?

Als wir im Februar dieses Jahres im Dorf ankamen, haben wir zwei Sitzungen mit den Kindern und Jugendlichen abgehalten, und alle wollten sofort mitmachen. Wir haben dann drei Jugendliche – zwei Mädchen und einen Jungen – ausgesucht, um mit ihnen je ein Interview über ihre Zukunftsvorstellungen zu führen. Die anderen wurden bei ihrem ganz normalen Alltag mit der Kamera begleitet: auf dem Schulweg, beim Arbeiten und in ihrer Freizeit. Die Dreharbeiten waren zudem als eine Art Workshop organisiert, um die Jugendlichen mit dem Medium Film bekannt zu machen. Ich glaube, dass es auch für die Jugendlichen eine spannende Erfahrung war. Interview Mena Kost

«pura vida – Kinder der Finca Sonador» ist heute Dienstag um 19 und 20 Uhr im Stadtkino Basel zu sehen. Er kann auch für 30 Franken bei der Europäischen Kooperative Longo Mai bestellt werden: Telefon 061 262 01 11,
eurocoop@swissonline.ch

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