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«Kinder im Bläsi» – was aus ihnen geworden ist

Zehn Jahre nach seinem Erfolgsfilm begibt sich der türkische Regisseur Hüseyin Akin im Streifen «Die Hoffnung» auf Spurensuche.

Umut, Benedikt und Ksenjia verbindet eines: Sie besuchten vor rund zehn Jahren im Bläsischulhaus den Unterricht, zusammen mit ihren 17 Klassenkameradinnen und -kameraden. Diese kamen aus Kroatien, Italien, Mazedonien, der Türkei sowie aus anderen Ländern. Gerade zwei der zwanzig Schülerinnen und Schüler der Klasse waren Schweizer Staatsbürgerinnen und -bürger. Dies braucht nicht zu erstaunen in einem Quartier, das einen Ausländeranteil von über fünfzig Prozent aufweist.

Ein hartes Stück Arbeit

Die multikulturelle Zusammensetzung der Bevölkerung kann zu Problemen in der Schule führen, weshalb eine Zeit lang auch nicht wenige Schweizer Familien mit ihren Kindern aus dem Quartier gezogen sind. Der Schmelztiegel verschiedener Kulturen schafft jedoch nicht nur pädagogische Probleme, sondern ist auch eine Bereicherung des schulischen Alltags.

Der seit zwanzig Jahren mit Unterbrüchen in Basel wohnhafte türkische Regisseur Hüseyin Akin hat Mitte der neunziger Jahre diesen Alltag in einem Film festgehalten und auch familiäre und kulturelle Hintergründe ausgeleuchtet. «Kinder im Bläsi» hiess der Film damals – das Porträt eines Schulhauses, in dem achtzig Prozent der Schülerinnen und Schüler eingewandert sind und wo weit über zwanzig Sprachen gesprochen wurden und noch immer werden. Das Thema Integration war und ist hier ein hartes Stück Arbeit, die von täglich neuen Herausforderungen begleitet wird.

Rund zehn Jahre später präsentiert Akin nun einen «Anschlussfilm» mit dem Titel «Die Hoffnung». Er fragt sich dabei, was aus den Kindern von damals geworden ist, welche Erinnerungen sie an ihre Schulzeit haben, was sie heute tun, was sie über Multikulturalität, was über Diskriminierung denken. Neben den heutigen Gymnasiasten, Angestellten und Fussballern kommen auch die ehemalige und seit fünf Jahren pensionierte Lehrerin, aber auch Regierungspräsident Jörg Schild zu Wort. Für ihn war der Film «Kinder im Bläsi», wie er heute bekennt, einer der «Meilensteine für die spätere Integrationspolitik». Im Zentrum des Filmes steht jedoch Umut, der türkische Junge von damals und der junge Erwachsene von heute, der das Gymnasium besucht, dessen Leben aber vor allem der Fussball ist. Zehn der zwanzig Schülerinnen und Schüler hatten den Schritt ins Gymnasium geschafft – eine Quote, die, wie der Lehrer Christoph Zacher betont, nicht gerade typisch sei fürs Bläsischulhaus.

Etliche Schulfreundschaften haben gehalten. Und die Lehrerin hat die Wege ihrer Schützlinge bis heute mitverfolgt. Die Jugendlichen schildern den Schulalltag der vielen Sprachen und Mentalitäten aus ihrer heutigen Perspektive, erkennen, wie gemeinsames Lernen, Lachen, Spielen und Singen bis heute nachwirkt. Sie erzählen von den Jahren danach, von Freunden, Anstrengungen und Erfolg, aber auch von Enttäuschung und Ablehnung, die sie aufgrund ihrer Herkunft erfahren haben. Sie erzählen von ihrem bereichernden und anspruchsvollen Leben, das sich im Spannungsfeld ihrer Herkunftskultur und jener ihrer Wahlheimat abspielt. Und sie thematisieren Begriffe wie Solidarität und Toleranz und deren Wichtigkeit für ein Leben zusammen, das sie mitgestalten wollen.

Verständnis und Toleranz

Hüseyin Akins Film «Die Hoffnung» wirbt für Verständnis und Toleranz im multikulturellen Zusammenleben. Er ist gleichzeitig ein Dokument über gelebte Integration und die Wichtigkeit eines integrativen gesellschaftlichen Weges. Integration wird auch in Akins nächstem Film eine Hauptrolle spielen, dannzumal jedoch nicht als Doku-, sondern als Spielfilm. Im Zentrum stehen dabei drei Frauen.

Zuerst feiert jedoch «Die Hoffnung» Premiere, dies morgen Mittwoch, 26. Mai, im Saal St. Joseph, Markgräflerstrasse 14, begleitet von einer Eröffnungsrede von Jörg Schild. Danach ist der Film an verschiedenen Orten in Basel, Baselland sowie auch im Aargau und in Zürich zu sehen.

Christian Fink

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